bauhausbuch 03
ein versuchshaus
des bauhauses
In der Anordnung der Lichtquellen und Verteilung der Lichtstärken und Lichtwirkungen ist versucht worden, die künstliche Beleuchtung zu einem organischen Bestandteil der jeweiligen Raumwirkung zu machen.
Die Küche soll nur Küche und nicht zugleich Aufenthaltsraum für die Familie sein (also keine Wohnküche).
Sie ist praktisch eingerichtet mit allen erleichternden Einrichtungen: Heißwasserbereiter, Spülbecken, besonderem Ausgussbecken, Stadt« und Haustelefon, Steckkontakt für elektrischen Kraftstrom, Gas- und elektrischem Kochherd, Speisekammer, Besen- und Eimerschrank. Der Tisch steht vor dem Fenster und bildet mit dem Herd, den Deckplatten der niederen Geschirrschränke und mit dem Spülbecken eine breite, gleichmäßig hohe durchgehende Arbeitsfläche, so dass dieser kleine Raum die nutzbare Fläche einer zwei- bis dreimal so großen üblichen Küche hat. Die Vorrats- und Abstellräume, die Waschküche (mit elektrisch betriebener Wasch- und Trockenmaschine) und der Kessel der Zentralheizungsanlage wurden in den hellen Kellerräumen untergebracht.
Das Speisezimmer soll nur Speiseraum und nicht gleichzeitig Arbeits- und Wohnzimmer sein.
Es ist nur für verhältnismäßig kurzen Aufenthalt eingerichtet und braucht deshalb nur so groß zu sein, daß sechs bis acht Personen am Tisch bequem Platz nehmen können. Der Geschirrschrank ist eingebaut, so daß in diesem Raum auf farbig geteiltem Fußboden mit farbig behandelten Wänden und erhöhtem breiten Fenster nur die für ein Speisezimmer unbedingt notwendigen Möbel vorhanden sind. Es wurde weder mit Teppichen noch durch das übliche Buffett ausgestattet. Das Speisezimmer schützt durch seine Lage gleichzeitig die übrigen Räume des Hauses gegen Küchendünste. Nach dem Flur hin wird die Küche außerdem durch einen Windfang isoliert.
Das zentral gelegene Wohnzimmer, der Hauptaufenthaltsort der Bewohner, ist im Gegensatz zu den anderen Zimmern möglichst groß.
Die umliegenden Räume schützen den großen Raum (6x6 m) vor Abkühlung durch die Außentemperatur, und da die Decke und die Außenwände auch an den überhöhten Wandflächen des Zimmers durch Torfoleum isoliert sind, so ist auch dieser Teil der Wohnung leicht heizbar und im Sommer gegen Sonnenwärme gut geschützt. Licht erhält der Innenraum durch erhöhte Seitenfenster (Doppelglas mit innerer Mattglasscheibe) und durch ein breites Fenster in der Schreibtischnische.
Das Schlafzimmer der Eltern mit reichlich eingebauten Schränken ist als Doppelzimmer mit eingegliedertem Bad und Waschraum eingerichtet.
Die Wände des Badezimmers sind aus Gründen der Zweckmäßigkeit und Schönheit mit weißem Alabasterglas verkleidet. Als Fußbodenbelag wurde Gummi verwendet.
Das Kinderzimmer hat unmittelbaren Zugang zum Damenschlafzimmer und eine Tür zur Terrasse.
Es wurde so ausgestattet, daß es für die Kinder eine möglichst günstige und gesunde Umgebung bildet. Gelbe, blaue und rote beschreibbare Wandtafeln bekleiden die Wände bis etwa zur halben Höhe. Der Spielschrank ist zum Teil aus leicht bewegbaren, hellfarbigen Kästen zusammengestellt, die zugleich zu Kinderstühlen und Tischen, zu Bauklötzen und zum Spielen gebraucht werden können. Der übrige Teil des Zimmers ist mit Wäschekommode, Bett und Waschtisch mit fließendem Wasser ausgestattet.
Einen neuen Versuch stellt die Anwendung von Soffittenlampen als Zimmerbeleuchtung dar.
Die formale Ausgestaltung der Fassungen und die teilweise Mattierung beziehungsweise Verspiegelung der Röhren macht die Anwendung eines besonderen Beleuchtungskörpers überflüssig. Durch eine gute Zusammenstellung mehrerer Röhren läßt sich zugleich eine schöne Wirkung der gesamten Beleuchtungsanlage erzielen.
Wohnzimmer mit Arbeitsnische. Schreibtisch: Marcel Breuer.
schriftleitung walter gropius
l. moholy-nagy
zusammengestellt
von adolf meyer
Walter Gropius
Wohnhaus-Industrie
Bei diesem ersten Haus wurde absichtlich eine schematische Aufteilung des Grundrisses gewählt (überhöhter zentraler großer Wohnraum mit gleichmäßig umliegenden kleineren niederen Nebenräumen). Diese Anordnung erweist sich als praktisch, weil dadurch eine relative Verkleinerung des Hauses und damit gleichzeitig seine Verbilligung sowohl im Bau als auch in der Führung des Haushaltes erreicht wird. Zu viele und zu große Räume erfordern dauernde Mehrarbeit der Bewohner.
Auf einer Fläche von 12,70 X 12,70 m ist der Grundriss so gegliedert, dass eine zweckmäßige Beziehung der einzelnen Räume untereinander besteht. Deshalb wurden Flure und Treppen möglichst eingeschränkt oder überhaupt vermieden. Die einzelnen Räume wurden ganz ihrem Zweck entsprechend eingerichtet.
Kinderzimmer mit Durchblick durch den Essraum in die Küche. Entwurf A Buscher und E. Brendel. Ausführung Staatliches Bauhaus Weimar. Wandflächen: buntfarbige Holzplatten, die als Schreib- und Maltafel dienen. Vielfarbige Spieleklötze zum Bauen und Sitzen für die Kinder. Wandschrank für Spielzeug, als Kasperletheater benutzbar. Beleuchtung: kreisrunde Spiegelglas-Mattscheibe.
Alma Siedhoff-Buscher, Spielschrank. Quittenbaum Auktionen
Beleuchtungskörper im Speisezimmer:
Metallwerkstatt des Bauhauses;
Deckenplatte belegtes, untere Platte mattes Kristallspiegelglas
Blick in das Wohnzimmer vom Esszimmer aus. Möbel: Marcel Breuer, Entwurf: Martha Erps. Weberei: Staatliches Bauhaus. Schwarze Opakglasplatte über dem Heizkörper
Beleuchtung im Zimmer des Herren. Entwurf Moholy-Nagy
Quelle: Digitale Bibliothek Universität Heidelberg
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Küche, Ausgussbecken. Großflächige weiße Opakglas-Wandbekleidung.
Küche, Aufwaschtisch, Schrank, Arbeitstisch. Enwurf: B. Otte und E. Gebhardt. Gefäße: Theodor Bogler
Die Küche spart Platz, Zeit und Kraft, weil Hygiene und Arbeitsersparnis ihre Form bestimmen.
Josef Albers: Werkstattarbeiten des Staatlichen Bauhauses zu Weimar, 1924. Quelle: form + zweck 3.1979
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Titelgestaltung Adolf Meyer
Waschtisch im Bad
Zimmer des Herren. Entwurf: Erich Dieckmann, Ausführung Staatliches Bauhaus Weimar; Möbel: Paduk matt (rot) und Eiche matt (schwarz); Bettvorleger: Lis Deinhardt, Weberei; Beleuchtung: Moholy-Nagy, Metallwerkstatt
Toilettentisch der Dame. Entwurf und Ausführung: Marcel Breuer, Citronen- und Nussbaumholz, Beschläge Nickel poliert, mit beweglichen Spiegeln
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Das Versuchs-Wohnhaus wurde zur ersten öffentlichen Bauhausausstellung (Sommer 1923) in Weimar am Horn erbaut von Georg Muche (Entwurf) und der Architekturabteilung des Bauhauses. Bauleitung Adolf Meyer, Walter March. Ausbau und gesamte Inneneinrichtung: unter Mitwirkung der deutschen Industrie, der Firma Adolf Sommerfeld, Berlin und den Werkstätten des staatlichen Bauhauses.
BAUHAUSBUCH 03
EIN VERSUCHSHAUS DES BAUHAUSES
Die Küche soll nur Küche und nicht zugleich Aufenthaltsraum für die Familie sein (also keine Wohnküche)
Sie ist praktisch eingerichtet mit allen erleichternden Einrichtungen: Heißwasser-bereiter, Spülbecken, Ausgussbecken, Stadt- und Haus-Telefon, Steckkontakt für Kraftstrom, Gas- und elektrischem Kochherd, Speisekammer, Besen- und Eimerschrank. Der Tisch steht vor dem Fenster und bildet mit dem Herd, den Deckplatten der niederen Geschirrschränke und mit dem Spülbecken eine breite, gleichmäßig hohe durchgehende Arbeitsfläche, so dass dieser kleine Raum die nutzbare Fläche einer zwei- bis dreimal so großen üblichen Küche hat. Die Vorrats- und Abstellräume, die Waschküche (mit elektrisch betriebener Wasch- und Trockenmaschine) und der Kessel der Zentralheizungsanlage wurden in den hellen Kellerräumen untergebracht.
Auf einer Fläche von 12,70 x 12,70 m ist der Grundriss so gegliedert, dass eine zweckmäßige Beziehung der einzelnen Räume untereinander besteht. Deshalb wurden Flure und Treppen möglichst eingeschränkt oder überhaupt vermieden. Die einzelnen Räume wurden ganz ihrem Zweck entsprechend eingerichtet.
Das Speisezimmer soll nur Speiseraum und nicht gleichzeitig Arbeits- und Wohnzimmer sein.
Es ist nur für verhältnismäßig kurzen Aufenthalt eingerichtet und braucht deshalb nur so groß zu sein, daß sechs bis acht Personen am Tisch bequem Platz nehmen können. Der Geschirrschrank ist eingebaut, so daß in diesem Raum auf farbig geteiltem Fußboden mit farbig behandelten Wänden und erhöhtem breiten Fenster nur die für ein Speisezimmer unbedingt notwendigen Möbel vorhanden sind. Es wurde weder mit Teppichen noch durch das übliche Buffett ausgestattet. Das Speisezimmer schützt durch seine Lage gleichzeitig die übrigen Räume des Hauses gegen Küchendünste. Nach dem Flur hin wird die Küche außerdem durch einen Windfang isoliert.
Das zentral gelegene Wohnzimmer, der Hauptaufenthaltsort der Bewohner, ist im Gegensatz zu den anderen Zimmern möglichst groß.
Die umliegenden Räume schützen den großen Raum (6x6 m) vor Abkühlung durch die Außentemperatur, und da die Decke und die Außenwände auch an den überhöhten Wandflächen des Zimmers durch Torfoleum isoliert sind, so ist auch dieser Teil der Wohnung leicht heizbar und im Sommer gegen Sonnenwärme gut geschützt. Licht erhält der Innenraum durch erhöhte Seitenfenster (Doppelglas mit innerer Mattglasscheibe) und durch ein breites Fenster in der Schreibtischnische.
Das Schlafzimmer der Eltern mit reichlich eingebauten Schränken ist als Doppelzimmer mit eingegliedertem Bad und Waschraum eingerichtet.
Die Wände des Badezimmers sind aus Gründen der Zweckmäßigkeit und Schönheit mit weißem Alabasterglas verkleidet. Als Fußbodenbelag wurde Gummi verwendet.
Das Kinderzimmer hat unmittelbaren Zugang zum Damenschlafzimmer und eine Tür zur Terrasse.
Es wurde so ausgestattet, daß es für die Kinder eine möglichst günstige und gesunde Umgebung bildet. Gelbe, blaue und rote beschreibbare Wandtafeln bekleiden die Wände bis etwa zur halben Höhe. Der Spielschrank ist zum Teil aus leicht bewegbaren, hellfarbigen Kästen zusammengestellt, die zugleich zu Kinderstühlen und Tischen, zu Bauklötzen und zum Spielen gebraucht werden können. Der übrige Teil des Zimmers ist mit Wäschekommode, Bett und Waschtisch mit fließendem Wasser ausgestattet.
Einen neuen Versuch stellt die Anwendung von Soffittenlampen als Zimmerbeleuchtung dar.
Die formale Ausgestaltung der Fassungen und die teilweise Mattierung beziehungsweise Verspiegelung der Röhren macht die Anwendung eines besonderen Beleuchtungskörpers überflüssig. Durch eine gute Zusammenstellung mehrerer Röhren läßt sich zugleich eine schöne Wirkung der gesamten Beleuchtungsanlage erzielen.
Bei diesem ersten Haus wurde absichtlich eine schematische Aufteilung des Grundrisses gewählt (überhöhter zentraler großer Wohnraum mit gleichmäßig umliegenden kleineren niederen Nebenräumen). Diese Anordnung erweist sich als praktisch, weil dadurch eine relative Verkleinerung des Hauses und damit gleichzeitig seine Verbilligung sowohl im Bau als auch in der Führung des Haushaltes erreicht wird. Zu viele und zu große Räume erfordern dauernde Mehrarbeit der Bewohner.