siedlung

dessau-törten

das ziel des bauhauses ist eben kein stil, kein system, dogma oder kanon, kein rezept und keine mode! es wird lebendig sein, solange es nicht an der form hängt, sondern hinter der wandelbaren form das fluidum des lebens selbst sucht! als erstes institut in der welt hat das bauhaus es gewagt diese antiakademische geisteshaltung schulisch zu verankern.

 

walter gropius

bauhausgebäude dessau

wohungen der bauhausmeister

die größe der räume kann sich ohne schaden herabsetzen lassen zugunsten einer steigerung des wohnkomforts. die zunehmende schwierigkeit der hausangestelltenfrage, die z.b. in amerika schon zu lebensverändernden maßnahmen zwingt, spricht für die disposition des wohnorganismus entscheidend mit. organisation und technik müssen die hausfrau davor bewahren, dass ihre kräfte allein im hausdienst verbraucht werden, statt dass sie für die eigene geistige entwicklung und für die erziehung der kinder frei bleiben.​

das ziel des architektenberufes ist das eines zusammenfassenden organsisators, der von sozialen, d. h. im sinne der gemeinschaft gültigen, lebensvorstellungen ausgehend alle wissenschaftlichen, technischen, wirtschaftlichen und gestalterischen probleme des bauens zu sammeln und in gemeinschaftsarbeit mit zahlreichen spezialisten und arbeitern planvoll zu einem einheitlichen werk zu verschmelzen hat.​

 

walter gropius

das fix und fertig eingerichtete wohnhaus vom lager wird in kürze ein hauptprodukt der industrie werden, die durchführung des umfassenden problems erfordert allerdings entschlossenes gemeinsames vorgehen der staats- und kommunalbehörden, der fachleute und der konsumenten. die großen bauherrenorganisationen, staaten, kommunen, großindustrie, haben die pflicht, die notwendigen versuche, die der hausproduktion vorausgehen müssen, zu finanzieren: öffentliche Versuchsplätze mit hiIfe öffentlicher mittel sind dringendes erfordernis. so wie die industrie jeden gegenstand, den sie vervielfältigt, zahllosen versuchen systematischer vorarbeit unterwirft, an der kaufleute, techniker, künstler gleichermaßen beteiligt sind, ehe sein »typus« gefunden wird, so verlangt auch die herstellung typisierter bauteile systematische Versuchsarbeit in großzügigem zusammengehen der wirtschaftlichen, industriellen und künstlerischen kräfte.​

die hausfrau, an die in dem erschöpfenden trubel des lebens heute soviel mehr anforderungen gestellt werden als früher, und die sich in den seltensten fällen ausreichende haushaltshilfe beschaffen kann, wird es dankbar begrüßen, wenn sie sich in ihrem heim nicht mehr einer überwältigenden fülle von nutzlosen gegenständen und verschnörkelten möbeln gegenübersieht, deren pflege ihr die zeit stiehlt und die doch nur einen altmodischen, überholten begriff von »gemütlichkeit« geben, ihr werden die vorteile der neuen wohnungen am schnellsten klarwerden, ebenso wie es uns nicht einfällt, im rokokokostüm über die straße zu gehen, statt in unserer modernen kleidung, ebenso wünschen wir uns auch unser erweitertes kleid, die wohnung, befreit von sinnlosem, raumsperrendem kram und überflüssigen verzierungen. der willkür der stile sind wir satt geworden, von der laune zur regel geschritten und suchen nun in klaren, knappen und einfachen formen, die der art unseres heutigen lebens entsprechen, den wesentlichen und sinnfälligen ausdruck unserer häuslichen umgebung.​

mit den abbildungen und bemerkungen in diesem buche will ich einen bericht über meine eigene arbeit als architekt und bauorganisator während meiner dessauer bauhausjahre geben, diese arbeit war produkt der atmosphäre, die in den aufbaujahren des bauhauses entstand und war ein vorstoß — mit allen notwendigen folgen des kampfes — um ihre neuen technischen und formalen ergebnisse.​

bauhausbuch 12 gropius 

bauhaus

bauten dessau

1930

  

schriftleitung

walter gropius

l. moholy-nagy

BAUHAUSBUCH 12 GROPIUS

BAUHAUS BAUTEN DESSAU 

  

schriftleitung

walter gropius

l. moholy-nagy

1930

wohungen der bauhausmeister

die heutige trennung der nachwuchsschulung für handwerk einerseits und industrie andererseits ist unlogisch und überaltert. die alte manuelle handwerkslehre bedarf vielmehr der ergänzungen durch eine technische lehre, die jedem lehrling die grundlagen und zusammenhänge der modernen werkmethoden der industrie übermittelt.​

die größe der räume kann sich ohne schaden herabsetzen lassen zugunsten einer steigerung des wohnkomforts. die zunehmende schwierigkeit der hausangestellten-frage, die z.b. in amerika schon zu lebensverändernden maßnahmen zwingt, spricht für die disposition des wohnorganismus entscheidend mit. organisation und technik müssen die hausfrau davor bewahren, dass ihre kräfte allein im hausdienst verbraucht werden, statt dass sie für die eigene geistige entwicklung und für die erziehung der kinder frei bleiben.​

die hausfrau, an die in dem erschöpfenden trubel des lebens heute soviel mehr anforderungen gestellt werden als früher, und die sich in den seltensten fällen ausreichende haushaltshilfe beschaffen kann, wird es dankbar begrüßen, wenn sie sich in ihrem heim nicht mehr einer überwältigenden fülle von nutzlosen gegenständen und verschnörkelten möbeln gegenübersieht, deren pflege ihr die zeit stiehlt und die doch nur einen altmodischen, überholten begriff von »gemütlichkeit« geben, ihr werden die vorteile der neuen wohnungen am schnellsten klarwerden, ebenso wie es uns nicht einfällt, im rokokokostüm über die straße zu gehen, statt in unserer modernen kleidung, ebenso wünschen wir uns auch unser erweitertes kleid, die wohnung, befreit von sinnlosem, raumsperrendem kram und überflüssigen verzierungen. der willkür der stile sind wir satt geworden, von der laune zur regel geschritten und suchen nun in klaren, knappen und einfachen formen, die der art unseres heutigen lebens entsprechen, den wesentlichen und sinnfälligen ausdruck unserer häuslichen umgebung.​

das fix und fertig eingerichtete wohnhaus vom lager wird in kürze ein hauptprodukt der industrie werden, die durchführung des umfassenden problems erfordert allerdings entschlossenes gemeinsames vorgehen der staats- und kommunalbehörden, der fachleute und der konsumenten. die großen bauherrenorganisationen, staaten, kommunen, großindustrie, haben die pflicht, die notwendigen versuche, die der hausproduktion vorausgehen müssen, zu finanzieren: öffentliche Versuchsplätze mit hiIfe öffentlicher mittel sind dringendes erfordernis. so wie die industrie jeden gegenstand, den sie vervielfältigt, zahllosen versuchen systematischer vorarbeit unterwirft, an der kaufleute, techniker, künstler gleichermaßen beteiligt sind, ehe sein »typus« gefunden wird, so verlangt auch die herstellung typisierter bauteile systematische Versuchsarbeit in großzügigem zusammengehen der wirtschaftlichen, industriellen und künstlerischen kräfte.​