DIE BAUHAUS LEHRE
PAUL KLEE
MoMA NY 1938: BAUHAUS 1919-1928
DIE BAUHAUS ZEITSCHRIFT 1926–1931
Heute hielt ich mein erstes Kolleg, und es ereignete sich der ausserordentliche Fall, dass ich zwei Stunden frei mit den Leuten sprach. Klee an seine Frau Lily, 1921
”
meister
BILDNERISCHE FORMLEHRE
Notizen aus dem Unterricht in Weimar
BILDNERISCHE GESTALTUNGSLEHRE
mein persönlicher beitrag zu #bauhaus100 und darüber hinaus: alle bauhausbücher und bauhaus zeitschriften in einem virtuellen bücherregal – mit der möglichkeit, die quellen herunter zu laden und selbst in betracht zu nehmen. dazu beiträge von bauhäuslern und zeitzeugen oder anderer content im kontext.
angenehme lektüre wünscht andrea riegel
TISCHLEREI
Formmeister:
W. Gropius
Technischer Meister:
R. Weidensee
GLASMALEREI
Formmeister:
Paul Klee
Werkstattleitung: Josef Albers
METALL-
WERKSTATT
Formmeister:
L. Moholy-Nagy
Technischer Meister: Christian Dell
BAUHAUSBÜCHER
1925–1930
DIE BAUHAUSBÜCHER 1925–1930
TISCHLEREI
Formmeister:
W. Gropius
Technischer Meister:
R. Weidensee
GLASMALEREI
Formmeister:
Paul Klee
Werkstattleitung: Josef Albers
METALL-WERKSTATT
Formmeister:
L. Moholy-Nagy
Technischer Meister: Christian Dell
die bauhausbücher 1925–1930
Das Bauhaus ist vor allem als Keimzelle des heute »Design« genannten Produktbereichs bekannt und wirksam geworden. Walter Gropius strebte mit seiner 1919 in Weimar gegründeten Kunstschule jedoch weit mehr an. Das ihr zugrunde gelegte Konzept einer umfassenden ästhetischen Erziehung zielte darauf, die Hierarchie zwischen »hohen« und »niederen« Künsten abzuschaffen und auch die verschiedenen Gattungen im »Bau« wieder zur Einheit zu führen. Die Studierenden sollten sowohl künstlerisch als auch handwerklich ausgebildet werden. Damit stellte sich das Bauhaus in die romantische Tradition der Gesamtkunstidee, die jene alte, durch die Industrialisierung verloren gegangene Einheit der handwerklich-technischen und künstlerischen Produktion wiederherzustellen suchte, welche im mittelalterlichen Dom- und barocken Schlossbau einst selbstverständlich gewesen war. Warum aber waren die ersten Bauhauslehrer nicht Architekten und Kunsthandwerker, sondern Maler? Regine Prange, 2001.
Aus Kunsthistorische Arbeitsblätter der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg. Quelle: Universität Frankfurt
”
Das Bauhaus ist vor allem als Keimzelle des heute »Design« genannten Produktbereichs bekannt und wirksam geworden. Walter Gropius strebte mit seiner 1919 in Weimar gegründeten Kunstschule jedoch weit mehr an. Das ihr zugrunde gelegte Konzept einer umfassenden ästhetischen Erziehung zielte darauf, die Hierarchie zwischen »hohen« und »niederen« Künsten abzuschaffen und auch die verschiedenen Gattungen im »Bau« wieder zur Einheit zu führen.
Die Studierenden sollten sowohl künstlerisch als handwerklich ausgebildet werden. Damit stellte sich das Bauhaus in die romantische Tradition der Gesamtkunstidee, die jene alte, durch die Industrialisierung verloren gegangene Einheit der handwerklich-technischen und künstlerischen Produktion wieder-herzustellen suchte, welche im mittelalterlichen Dom- und barocken Schlossbau einst selbst-verständlich gewesen war.
Warum aber waren die ersten Bauhauslehrer nicht Architekten und Kunsthandwerker, sondern Maler? Regine Prange, 2001
Aus Kunsthistorische Arbeitsblätter der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg. Quelle: Universität Frankfurt
DIE BAUHAUS LEHRE
”
Das Bauhaus war eine Schule. Zahlreiche Autoren, nachdem sie diese Tatsache erwähnt haben, neigen dann dazu, sie zu vergessen. Wenn so viele Bäume gezählt werden, verschwindet der Wald. Man redet endlos über die Menschen, ihre Werke, ihre Vorfahren und Nachkommen, man zeigt das unvermeidliche konzentrische Schema des Studienganges, aber man ist sehr diskret über die Institution. [...] Es sieht so aus, als ob man sich sträuben würde, die gemeinen und unwichtigen Details des Lebens einer Lehranstalt wahrhaben zu wollen. Diese Verhalten bestärkt die Idee, dass es im Bauhaus ein Stück Wunder gäbe.
Der Schweizer Architekt und Max Bill-Schüler Claude Schnaidt (1931–2007), zum 1. Bauhaus-Kolloquium in Weimar, 1976.
PAUL KLEE
ich schicke voraus
dass niemand den Fisch des Columbus entdeckte
Paul Klee, Bildnerische Formlehre:
Die bewegte Form
Heute hielt ich mein erstes Kolleg, und es ereignete sich der ausserordentliche Fall, dass ich zwei Stunden frei mit den Leuten sprach. Klee an seine Frau Lily, 1921
bildnerische formlehre
notizen aus dem unterricht in weimar
ich schicke voraus
dass niemand den Fisch des Columbus entdeckte
Paul Klee – Bildnerische Formlehre
Die Bestimmung von reinrot ist schwerer als die Bestimmung der beiden anderen farbigen Elemente. Nachdem also reinblau und reingelb fester stehen als reinrot, so richte man reinrot so ein, dass es einerseits mit reinblau ein gutes Violett und anderseits mit reingelb zusammen ein gutes grün.
Dann ist schon viel gewonnen.
Bildnerische Gestaltungslehre: I.2 Principielle Ordnung, BG I.2/157. Quelle Zentrum Paul Klee Bern
Die Diametral-Kontraste sind auf dem Erfahrungsweg, der Einrichtung und Beeinflussung in Bezug auf die Gegenfarbe auf das Auge festzusetzen. Wenn dann z.B. zu Rot ein Grün festgestellt werden sollte, das nicht ganz das Grün zwischen Gelb und Blau ist, so ist das ein geringeres Unglück, als die Vier- bzw. 8-Teilung des Kreises.
Die tut wirklich weh!
3900 lose Manuskriptseiten, er ordnete sie wohl 1928.
Quelle: Zentrum Paul Klee Bern
Vortragszyklen aus Weimar, Nov. 1921 (Wintersemester) bis Ende 1922. Quelle: Zentrum Paul Klee Bern
Der Ausstellungsführer bietet u.a. viele Original-Zitate von Paul Klee. Quelle: Zentrum Paul Klee Bern
Unvergesslich ist es, wie er ein kompliziertes Thema wie das der Polyphonie, die er als simultanes, mehrdimensionales Phänomen bezeichnete, an der Wandtafel erläuterte; in jeder Hand eine andersfarbige Kreide, mit beiden Händen sicher zeichnend und schreibend.
Helene Schmidt-Nonné
Paul Klee – Bildnerische Gestaltungslehre
I.4 Gliederung »vierseitige Polyphonie« – BG I.4/129. Quelle Zentrum Paul Klee Bern
Unvergesslich ist es, wie er ein kompliziertes Thema wie das der Polyphonie, die er als simultanes, mehrdimensionales Phänomen bezeichnete, an der Wandtafel erläuterte; in jeder Hand eine andersfarbige Kreide, mit beiden Händen sicher zeichnend und schreibend.
Helene Nonné-Schmidt
Paul Klee, Bildnerische Gestaltungslehre, I.4 Gliederung, »vierseitige Polyphonie«, I.4/29. Zentrum Paul Klee, Bern
ERINNERUNGEN
Was ist des Menschen Bild? Lothar Schreyer (1886–1966), der zwischen 1921 und 1923 als Meister am Bauhaus Weimar lehrte, blickt 1956 in seiner Retrospektive auf »Sturm« (die Berliner Galerie von Herwarth Walden) und Bauhaus. Hier die Kapitel über Gropius (Das Menschenhaus), Klee (In der Zauberküche) und Kandinsky (Die Ikone).
STAATLICHES BAUHAUS IN WEIMAR 1919–1923
Die »Bauhauswoche« im August 1923 war der Startpunkt für die erste große Ausstellung, die auf Druck des Weimarer Parlaments und gegen den Willen von Walter Gropius zustande kam. Das neue Motto lautete »Kunst und Technik – eine neue Einheit«. Die Arbeiten der Werkstätten wurden in der Akademie und im Versuchshaus »Am Horn« präsentiert. Vorträge und Veranstaltungen begleiteten die Ausstellung. Hindemith, Busoni. Weill und Strawinsky waren persönlich anwesend und führten ihre Werke auf. Darüber hinaus erlebte das Publikum eine Aufführung des Triadischen Balletts von Oskar Schlemmer im Nationaltheater Weimar. Die Gäste kamen aus nah und fern, der Zuspruch war groß, doch die Kritik aus reaktionären Kreisen ebenso.
Das erste Buch aus dem Bauhaus – Titelgestaltung Herbert Bayer, 1923. Buchdruck nach gezeichneter Schrift, 25 x 25,5 cm. Quelle SLUB Dresden
ERINNERUNGEN
Was ist des Menschen Bild? Lothar Schreyer, der als Meister zwischen 1921 und 1923 am Bauhaus Weimar lehrte, blickt in seiner Retrospektive auf »Sturm« (die Berliner Galerie von Herwarth Walden) und das Bauhaus. Der Download umfasst die Kapitel über Klee (In der Zauberküche) und Kandinsky (Die Ikone) sowie Gropius (Das Menschenhaus).
Unvergesslich ist es, wie er ein kompliziertes Thema wie das der Polyphonie, die er als simultanes, mehrdimensionales Phänomen bezeichnete, an der Wandtafel erläuterte; in jeder Hand eine andersfarbige Kreide, mit beiden Händen sicher zeichnend und schreibend.
Helene Nonné-Schmidt
Paul Klee – Bildnerische Gestaltungslehre, I.2 Pricipielle Ordnung. Quelle: Zentrum Paul Klee Bern
GUNTA STÖLZL
Im Rückblick beschreibt die Bauhaus-Meisterin Gunta Stadler-Stölzl (1897–1983) die Anfänge am Bauhaus in Weimar, die Gründung der Frauenklasse, den Aufbau der Weberei und das industrielle Arbeiten in Dessau. Lesenswert.
Weimar, Herbst 1919. Was fand ich vor? Eine kleine Gruppe von Studierenden, mehr Männer als Mädchen. Ein großes Gebäude mit Ateliers, die zum Teil von der alten Akademie belegt waren, daneben große leere Räume, ein Werkstattgebäude, eine Kantine, ein Atelierhaus für Studierende, jedoch nur für Männer. Zimmersuche war nicht schwer. Wo aber konnte man arbeiten? Zu welchem Handwerk fühlte man sich hingezogen?
”
WALTER GROPIUS
ISE GROPIUS
WALTER GROPIUS
ISE GROPIUS
Walter Gropius (1883–1969) Vita (eng) Ausstellungskatalog Bauhaus 1919–1928, MoMA New York, 1938
Weimar, Herbst 1919.
Was fand ich vor? Eine kleine Gruppe von Studierenden, mehr Männer als Mädchen. Ein großes Gebäude mit Ateliers, die zum Teil von der alten Akademie belegt waren, daneben große leere Räume, ein Werkstatt-gebäude, eine Kantine, ein Atelierhaus für Studierende, jedoch nur für Männer. Zimmersuche war nicht schwer. Wo aber konnte man arbeiten? Zu welchem Handwerk fühlte man sich hingezogen?
Quelle: Das Werk, 1968.
Im Rückblick beschreibt Gunta Stadler-Stölzl die Anfänge am Bauhaus in Weimar, die Gründung der Frauenklasse, den Aufbau der Weberei und das industrielle Arbeiten am Bauhaus Dessau. Lesenswert.
FRAUEN AM BAUHAUS
GUNTA STÖLZL
Bildnerische Gestaltungslehre: I.2 Principielle Ordnung, BG I.2/157. Quelle Zentrum Paul Klee Bern
chronik
neubau neuanfang dessau
die bauhauszeitschriften
wohnungsbau
dessau-törten
stahlhausbau
petersschule
fokus bühne
schlemmer
propaganda
theater total
weißenhof
möbel
meyer
völkerbundpalast
doppelnummer
albers
interviews
meyer
anbiet-arbeit
fotografie typografie
kleinwohnung
gesellschaft materialismus
bauen + leben
bach-fuge
architektur
kleinwohnung filmrhythmus
malerei + film
handwerk
wohnungsbau
josef albers
typografie
paul klee
gunta stölzl
die bauhaus lehre
gropius, moholy-nagy
meyer, kállai
hilberseimer, albers, kandinsky
VON GROPIUS ZU MEYER 1928
Ich beabsichtige, meinen bisherigen Wirkungskreis zu verlassen und meine Kräfte in einem durch amtliche Pflichten und Rücksichten nicht beengten Arbeitsfeld zur freieren Entfaltung zu bringen. Das von mir vor neun Jahren gegründete Bauhaus steht heute gefestigt da, was sich in einer zunehmenden Anerkennung des Instituts und wachsendem Andrang von Studierenden ausspricht. [...] Der gegenwärtige Leiter der Bauabteilung Hannes Meyer ist auf Vorschlag von mir und dem Meisterrat des Bauhauses als Nachfolger in Aussicht genommen. [...] Beim Wettbewerb für den Völkerbundpalast in Genf erhielt er einen Preis. Auch durch Arbeiten auf dem Gebiet der Freien Kunst und des modernen Theaters sowie durch verschiedene Publikationen bekannt geworden, folgte er im Frühjahr 1927 dem Ruf ans Bauhaus.
Walter Gropius in seiner Pressemitteilung, 05.02.1928. Das neue Frankfurt 2/1928. Quelle: Universitätsbibliothek Heidelberg
”
Ich beabsichtige, meinen bisherigen Wirkungskreis zu verlassen und meine Kräfte in einem durch amtliche Pflichten und Rücksichten nicht beengten Arbeitsfeld zur freieren Entfaltung zu bringen. Das von mir vor neun Jahren gegründete Bauhaus steht heute gefestigt da, was sich in einer zunehmenden Anerkennung des Instituts und wachsendem Andrang von Studierenden ausspricht. [...] Der gegenwärtige Leiter der Bauabteilung Hannes Meyer ist auf Vorschlag von mir und dem Meisterrat des Bauhauses als Nachfolger in Aussicht genommen. [...]
Beim Wettbewerb für den Völkerbundpalast in Genf erhielt er einen Preis. Auch durch Arbeiten auf dem Gebiet der Freien Kunst und des modernen Theaters sowie durch verschiedene Publikationen bekannt geworden, folgte er im Frühjahr 1927 dem Ruf ans Bauhaus.
Walter Gropius in seiner Pressemitteilung, 05.02.1928. Das neue Frankfurt 2/1928. Quelle: Universitätsbibliothek Heidelberg
VON GROPIUS ZU MEYER 1932
Ich beabsichtige, meinen
bisherigen Wirkungskreis zu verlassen und meine Kräfte in einem durch amtliche Pflichten und Rücksichten nicht beengten Arbeitsfeld zur freieren Entfaltung zu bringen. Das von mir vor neun Jahren gegründete Bauhaus steht heute gefestigt da, was sich in einer zunehmenden Anerkennung des Instituts und wachsendem Andrang von Studierenden ausspricht. [...] Der gegenwärtige Leiter der Bauabteilung Hannes Meyer ist auf Vorschlag von mir und dem Meisterrat des Bauhauses als Nachfolger in Aussicht genommen. [...]
Beim Wettbewerb für den Völker-bund-Palast in Genf erhielt er einen Preis. Auch durch Arbeiten auf dem Gebiet der Freien Kunst und des modernen Theaters sowie durch verschiedene Publikationen bekannt geworden, folgte er im Frühjahr 1927 dem Ruf ans Bauhaus.
Walter Gropius in seiner Pressemitteilung, 05.02.1928. Das neue Frankfurt 2/1928. Quelle: Universitätsbibliothek Heidelberg
In Weimar aber hat Schulze-Naumburg, als er 1930 von dem damaligen nationalsozialistischen thüringischen Volksbildungsminister zum Direktor der Weimarer Bauhochschule berufen war, die letzte Erinnerung an das Bauhaus ausgelöscht, indem er Schlemmers Fresken in dem Werkstattgebäude der Schule übertünchen liess. Heute erheben reaktionäre Heisssporne sogar die Forderung, das Gebäude, das Walter Gropius in Dessau für das Bauhaus geschaffen hat, niederzureissen! — aber man wird es sich wohl etwas länger überlegen, einen Millionenbau zu vernichten.
Hans Eckstein (1898–1985), Publizist und Kunsthistoriker
Quelle: Bibliothek ETH Zürich www.e-periodica.ch
”
DAS BAUHAUS-ENDE IN DESSAU 1932
HANNES MEYER
VON MEYER ZU MIES 1930
Hannes Meyer teilt mit: »Der bisherige Direktor des Bauhauses Dessau, Architekt Hannes Meyer (welcher wegen seiner marxistischen Gesinnung vom Dessauer Magistrat durch fristlose Entlassung gemaßregelt wurde), ist von der Sowjetregierung nach Moskau berufen worden in die Zentral-Organisation des technisch-industriellen Nachwuchses GLAWPROMKAD.« […]
Die Presse schreibt: »Gelegentlich der Eröffnung der diesjährigen Winterveranstaltungen des Kreises der Bauhausfreunde machte der neue Leiter des Dessauer Bauhauses, Mies van der Rohe, interessante Ausführungen über seine künftigen Pläne. Mit Hilfe seiner Freunde im In- und Ausland will Mies van der Rohe namhafte Persönlichkeiten zu Gastkursen und -übungen im Bauhaus heranziehen. Außerdem soll die Anregung aufgegriffen werden, nach dem Vorbilde des Dessauer Bauhauses ein ähnliches Institut in Amerika ins Leben zu rufen, und einen Austausch von Lehrkräften und Studierenden zwischen dieser und der Dessauer Anstalt einzurichten.«
BAUHAUS IN DER DDR
1. Bauhausheft 6–1976
50 Jahre Bauhaus Dessau
Das Heft erschien zur Wiedereröffnung des Bauhausgebäudes. Mit Beiträgen von Selman Selmanagic, Claude Schnaidt oder Konrad Püschel. Mehr über Georg Muche und sein Werk, über das Stahlhaus in Dessau und über (den Marxisten) Hannes Meyer.
2. Bauhausheft 3–1979
60 Jahre Bauhaus Weimar
Die historischen Texte aus der Weimarer Zeit und die Erinnerungen der Bauhäusler sind empfehlenswerte Lektüre. Im Heft gab es eine Beilage, die »Bauhaus Produkttypologie« in der die Formentwicklung der Bauhaus-Produkte illustriert wurde.
form + zweck, die »Fachzeitschrift für industrielle Formgestaltung« aus Ost-Berlin veröffentlichte in den 1970er Jahren zwei Spezialausgaben zum Bauhaus.
Weil Hannes Meyer (1889–1954) Studenten unterstützte, die streikende Bergarbeitern unterstützt hatten, wurde er auf Betreiben des Oberbürgermeisters von Dessau, Fritz Hesse, entlassen. Mit sieben Bauhaus-Studierenden zog er in die Sowjetunion, um große Bauprojekte in Angriff zu nehmen, die allerdings im Wirkungskreis von Stalin nicht realisiert wurden – der Diktator bevorzugte Paläste im Stil der Lomonossow-Universität in Moskau. 1936 kehrte Meyer in die Schweiz zurück, dort baute er 1939 für einen ehemaligen Förderer das Kinderheim in Mümliswil, es blieb der einzige Auftrag. Von 1939 bis 1949 versuchte er sein Glück in Mexiko, auch dort blieb der Erfolg aus. Wieder zurück in der Schweiz trafen ihn die Auswirkungen des Kalten Krieges, auch in der DDR war er nicht willkommen. Meyer arbeitete im Atelier seiner Frau, der Weberin Lena Meyer-Bergner, eine ehemalige Bauhaus-Schülerin, und verstarb 1954 in Lugano. Erst viele Jahre später wurde sein Werk wiederentdeckt und gewürdigt.
Thomas Huonker – Ein ehemaliger Waisenhauszögling und Bauhausdirektor baut ein Kinderheim
BAUHAUS REKLAME
Moholy-Nagy, Werbefaltblatt für das Bauhaus Dessau, 1925–1928. ©The Moholy-Nagy Foundation
Aus: Das neue Frankfurt, 1930. Unbekannter Gestalter.
Aus: Form, 1933 Quellen: Digitale Bibliothek der Universität Heidelberg
Weil Hannes Meyer streikende Bergarbeiter unterstützt hatte. wurde er auf Betreiben des Oberbürgermeisters von Dessau, Fritz Hesse, 1930 entlassen. Mit sieben Bauhaus-Studierenden zog er in die Sowjetunion, um große Bauprojekte in Angriff zu nehmen, die allerdings im Wirkungskreis von Stalin nicht realisiert wurden – der Diktator bevorzugte Paläste im Stil der Lomonossow-Universität Moskau. 1936 kehrte Meyer in die Schweiz zurück, dort baute er 1939 für einen ehemaligen Förderer das Kinderheim in Mümliswil, es bleibt der einzige Auftrag. Von 1939 bis 1949 versuchte er sein Glück in Mexiko, auch dort blieb der Erfolg aus. Wieder zurück in der Schweiz trafen ihn die Auswirkungen des Kalten Krieges, auch in der DDR war er nicht willkommen. Meyer arbeitete im Atelier seiner Frau, der Weberin Lena Meyer-Bergner, eine ehemalige Bauhaus-Schülerin, und verstarb 1954 in Lugano. Erst viele Jahre später wurde sein Werk wiederentdeckt und gewürdigt.
Quelle: Thomas Huonker – Hannes Meyer: Ein ehemaliger Waisenhauszögling und Bauhausdirektor baut ein Kinderheim.
Hannes Meyer teilt mit: »Der bisherige Direktor des Bauhauses Dessau, Architekt Hannes Meyer (welcher wegen seiner marxistischen Gesinnung vom Dessauer Magistrat durch fristlose Entlassung gemaßregelt wurde), ist von der Sowjetregierung nach Moskau berufen worden in die Zentral-Organisation des technisch-industriellen Nachwuchses GLAWPROMKAD.« […]
Das Bauhaus teilt mit: »Der Lehrkörper des Bauhauses hat in seiner Sitzung am 9. September 1930, an der sämtliche Professoren und hauptamtliche Lehrer teilnahmen, zu dem Wechsel in der Leitung des Instituts Stellung genommen und einstimmig folgenden Entschluss gefasst: In voller Würdigung der Persönlichkeit und der von bestem Wollen getragenen Arbeit des bisherigen Bauhausleiters Hannes Meyer erkennen die Meister an, dass die Entwicklung der Verhältnisse innerhalb des Bauhauses im Interesse der Erhaltung und der gedeihlichen Weiterentwicklung des Instituts einen Wechsel in der Leitung erforderlich machte. Sie sprechen einmütig dem neuen Leiter des Bauhauses, Mies van der Rohe, ihr Vertrauen aus und sind überzeugt, dass unter ihm dem Institut eine fachliche und ersprießliche Arbeit ermöglicht werden wird.«
Die Presse schreibt:
»Gelegentlich der Eröffnung der Winterveranstaltungen des Kreises der Bauhausfreunde machte der neue Leiter des Dessauer Bauhauses, Mies van der Rohe, interessante Ausführungen über seine künftigen Pläne. Mit Hilfe seiner Freunde im In- und Ausland will Mies van der Rohe namhafte Persönlichkeiten zu Gastkursen und -übungen im Bauhaus heranziehen. Außerdem soll die Anregung aufgegriffen werden, nach dem Vorbilde des Dessauer Bauhauses ein ähnliches Institut in Amerika ins Leben zu rufen, und einen Austausch von Lehrkräften und Studierenden zwischen dieser und der Dessauer Anstalt einzurichten.«
bauhaus reklame
Die Geschichte muss vermerken, dass ein wichtiges Dokument deutschen Schaffens und zugleich eine Ausbildungsstätte von einer unvergleichlichen Eigenart vernichtet worden ist aus rein taktischen, parteipolitischen Erwägungen.
Wilhelm Lotz, verantwortlicher Redakteur der Form. Quelle Universitätsbibliothek Heidelberg
”
BAUHAUS DESSAU 1926–1932
Am 4. Dezember 1926 wurde das Bauhaus in Dessau in einfacher und würdiger Weise der Öffentlichkeit übergeben.
Eine ungewöhnlich große Zahl von Gästen aus allen Teilen Deutschlands gab dem Tage schon rein äußerlich die Bedeutung, die ihm ohne Zweifel geschichtlich als sichtbares Zeichen auf dem Wege zu neuer Lebensgestaltung zukommt. Erwartung und Sehnsucht durften nicht nur die Energie einer Tat anerkennen, der wenig an die Seite zu stellen ist, sondern auch bereits eine Form, die über alle möglichen kleinlichen Bedenken, die da und dort laut wurden, weil sich erhebt. So hat auch die berüchtigte Streitfrage »Sachlichkeit« oder »Romantik« wenig Bedeutung gegenüber dem Willen und der Gestaltungskraft, die hier zum Ausdruck kommen.
Dies Haus ist ein sichtbares Zeichen der Hingabe an die Umwelt, es will, wenn ich seinen Sinn recht verstanden habe, nur dienen. Dienen dem Leben, das es umfängt, dem Werk, das von ihm ausgeht. Dies Leben, diese Funktion, dies Werk will es sichtbar hinausstellen. Möge das Licht und die Klarheit, die dem Bau in ungewöhnlicher Weise untrennbar verbunden sind, Symbol und Anreger werden für die Arbeit, die von ihm ausgeht. Die kostbarste Aufgabe steht noch bevor. Wir hoffen und wünschen, daß es Gropius und seinen Helfern vergönnt sein wird, zu voller Wirksamkeit zu bringen, was so glücklich eingeleitet wurde.
Adolf Peter Rading (1888-1957), deutscher Stadtplaner und Architekt der Bewegung "Neues Bauen", nach 1933 in Palästina bzw. Israel und Großbritannien tätig.
Aus: die form 1/1927. Digitale Universitätsbibliothek Heidelberg
chronik
neubau neuanfang dessau
wohnungsbau
dessau-törten
stahlhausbau
petersschule
fokus bühne
schlemmer
propaganda
theater total
weißenhof
möbel
meyer
völkerbundpalast
gropius, moholy-nagy
meyer, kállai
hilberseimer, albers, kandinsky
malerei
reklame
tel aviv
leuchten
doppelnummer
albers
interviews
meyer
anbiet-arbeit
fotografie typografie
kleinwohnung
gesellschaft materialismus
bauen + leben
bach-fuge
architektur
kleinstwohnung filmrhythmus
malerei + film
handwerk +
industrie
junkers
reklame
kinder
architektur
fokus bühne
oskar
schlemmer
kleinstwohnung albers
typografie
gunta stölzl
paul klee
Aus: Form, 1930. Unbekannter Gestalter.
Aus: Form, 1933. Gestaltung Herbert Bayer
Unterricht bei Klee
Mit sieben Studierenden zog er in die Sowjetunion, um große Bauprojekte in Angriff zu nehmen, die allerdings im Wirkungskreis von Stalin nicht realisiert wurden – der Diktator wollte Paläste im Stil der Lomonossow-Universität Moskau. 1936 kehrte Meyer in die Schweiz zurück, dort baute er 1939 für einen ehemaligen Förderer das Kinderheim in Mümliswil, es bleibt der einzige Auftrag. Von 1939 bis 1949 versuchte er sein Glück in Mexiko, auch dort blieb der Erfolg aus. Wieder zurück in der Schweiz trafen ihn die Auswirkungen des Kalten Krieges, auch in der DDR war er nicht willkommen. Meyer arbeitete im Atelier seiner Frau, der Weberin Lena Meyer-Bergner, eine ehemalige Bauhaus-Studentin und verstarb 1954 in Lugano. Erst viele Jahre später wurde sein Werk wiederentdeckt und gewürdigt.
Quelle: T. Huonker – Hannes Meyer: Ein ehemaliger Waisenhauszögling und Bauhausdirektor baut ein Kinderheim.
Weil der Bauhaus-Direktor Hannes Meyer (1889–1954) Studenten unterstützte, die streikende Bergarbeiter unterstützt hatten, wurde er 1930 auf Betreiben des Oberbürgermeisters von Dessau, Fritz Hesse, fristlos entlassen.
Adolf Peter Rading (1888-1957), deutscher Stadtplaner und Architekt der Bewegung »Neues Bauen«, nach 1933 in Palästina und Großbritannien tätig.
Aus: die form 1/1927. Digitale Bibliothek der Universität Heidelberg
Am 4. Dezember 1926 wurde das Bauhaus in Dessau in einfacher und würdiger Weise der Öffentlichkeit übergeben.
Eine ungewöhnlich große Zahl von Gästen aus allen Teilen Deutschlands gab dem Tage schon rein äußerlich die Bedeutung, die ihm ohne Zweifel geschichtlich als sichtbares Zeichen auf dem Wege zu neuer Lebensgestaltung zukommt. Erwartung und Sehnsucht durften nicht nur die Energie einer Tat anerkennen, der wenig an die Seite zu stellen ist, sondern auch bereits eine Form, die über alle möglichen kleinlichen Bedenken, die da und dort laut wurden, weil sich erhebt. So hat auch die berüchtigte Streitfrage »Sachlichkeit« oder »Romantik« wenig Bedeutung gegenüber dem Willen und der Gestaltungkraft, die hier zum Ausdruck kommen.
Dies Haus ist ein sichtbares Zeichen der Hingabe an die Umwelt, es will, wenn ich seinen Sinn recht verstanden habe, nur dienen. Dienen dem Leben, das es umfängt, dem Werk, das von ihm ausgeht. Dies Leben, diese Funktion, dies Werk will es sichtbar hinausstellen. Möge das Licht und die Klarheit, die dem Bau in ungewöhnlicher Weise untrennbar verbunden sind, Symbol und Anreger werden für die Arbeit, die von ihm ausgeht. Die kostbarste Aufgabe steht noch bevor. Wir hoffen und wünschen, daß es Gropius und seinen Helfern vergönnt sein wird, zu voller Wirksamkeit zu bringen, was so glücklich eingeleitet wurde.
BAUHAUS DESSAU 1926–1932
TISCHLEREI
Formmeister:
W. Gropius
Technischer Meister:
R. Weidensee
DRUCKEREI
Formmeister:
Lyonel Feininger
Technischer Meister:
Karl Zaubitzer
WEBEREI
Formmeister:
Georg Muche
Technischer Meister:
Helene Börner
METALLWERKSTATT
Formmeister:
L. Moholy-Nagy
Technischer Meister: Christian Dell
HOLZBILDHAUEREI
Formmeister:
Oskar Schlemmer
Technischer Meister:
Josef Hartwig
WANDMALEREI LAGERRAUM
Formmeister:
Wassily Kandinsky
Technischer Meister:
Heinz Beberniß
Es gehört zu den grotesken Unmöglichkeiten der heutigen kulturellen Situation, dass das Bauhaus unter aktiver und passiver Mitwirkung derjenigen Parteien aufgelöst werden konnte, die sich selbst als sozial, ja als proletarisch bezeichnen. Denn es steht ausser Frage, dass das Bauhaus Dessau weit und breit die einzige Kunstschule war, die gerade mit den Postulaten einer sozialen Kunsterziehung, einer kunstpädagogischen Reform auf Grund der heutigen wirtschaftlichen Verhältnisse Ernst machte, während fast alle anderen Kunstschulen ein Gewerbe großziehen, dem heute längst jeder tragfähige Boden fehlt! Die Kommunistische Zelle, die unter Hannes Meyer am Bauhaus bestand, scheint für die Stadträte von Dessau das rote Tuch geworden zu sein, obwohl Mies van der Rohe diese Schülergruppe sofort relegiert hat, und als dann Schultze-Naumburg in seiner nachgerade peinlichen Verständnislosigkeit für eine zeitgemäße künstlerische Arbeit sein Verdikt aussprach, da war das Schicksal dieser Schule entscheiden.
”
Es gehört zu den grotesken Unmöglichkeiten der heutigen kulturellen Situation, dass das Bauhaus unter aktiver und passiver Mitwirkung derjenigen Parteien aufgelöst werden konnte, die sich selbst als sozial, ja als proletarisch bezeichnen. Denn es steht ausser Frage, dass das Bauhaus Dessau weit und breit die einzige Kunstschule war, die gerade mit den Postulaten einer sozialen Kunsterziehung, einer kunstpädagogischen Reform auf Grund der heutigen wirtschaftlichen Verhältnisse Ernst machte, während fast alle anderen Kunstschulen ein Gewerbe großziehen, dem heute längst jeder tragfähige Boden fehlt! Die Kommunistische Zelle, die unter Hannes Meyer am Bauhaus bestand, scheint für die Stadträte von Dessau das rote Tuch geworden zu sein, obwohl Mies van der Rohe diese Schülergruppe sofort relegiert hat, und als dann Schultze-Naumburg in seiner nachgerade peinlichen Verständnislosigkeit für eine zeitgemäße künstlerische Arbeit sein Verdikt aussprach, da war das Schicksal dieser Schule entscheiden.
BAUHAUS-ENDE DESSAU 1932
Es gehört zu den grotesken Unmöglichkeiten der heutigen kulturellen Situation, dass das Bauhaus unter aktiver und passiver Mitwirkung derjenigen Parteien aufgelöst werden konnte, die sich selbst als sozial, ja als proletarisch bezeichnen. Denn es steht ausser Frage, dass das Bauhaus Dessau weit und breit die einzige Kunstschule war, die gerade mit den Postulaten einer sozialen Kunsterziehung, einer kunstpädagogischen Reform auf Grund der heutigen wirtschaftlichen Verhältnisse Ernst machte, während fast alle anderen Kunstschulen ein Gewerbe großziehen, dem heute längst jeder tragfähige Boden fehlt! Die Kommunistische Zelle, die unter Hannes Meyer am Bauhaus bestand, scheint für die Stadträte von Dessau das rote Tuch geworden zu sein, obwohl Mies van der Rohe diese Schülergruppe sofort relegiert hat, und als dann Schultze-Naumburg in seiner nachgerade peinlichen Verständnislosigkeit für eine zeitgemäße künstlerische Arbeit sein Verdikt aus-sprach, da war das Schicksal dieser Schule entschieden.
Die Geschichte muss vermerken, dass ein wichtiges Dokument deutschen Schaffens und zugleich eine Ausbildungsstätte von einer unvergleichlichen Eigenart vernichtet worden ist aus rein taktischen, parteipolitischen Erwägungen.
Wilhelm Lotz, verantwortlicher Redakteur der Form. Quelle Universitätsbibliothek Heidelberg
1. RETROSPEKTIVE MoMA NY 1938
BAUHAUS 1919-1928
Walter Gropius präsentiert in der Ausstellung 1938 in New York nur »seine« Zeit am Bauhaus, eine sehr persönliche Sicht der Dinge. Die Werkschau im MoMA in New York wurde gemeinsam mit seiner Frau Ise und Herbert Bayer realisiert.
Die Titelgestaltung von Bayer basiert auf einem Foto von Erich Consemüller. Zu sehen ist die Aufführung »Das Gebäude als Bühne« von Oskar Schlemmer vor dem Bauhaus in Dessau.
BAUHAUS QUELLEN ZUM DOWNLOAD
Die Titelgestaltung von Bayer basiert auf einem Foto von Erich Consemüller. Zu sehen ist die Aufführung »Das Gebäude als Bühne« von Oskar Schlemmer vor dem neuen Bauhausgebäude in Dessau.
In Weimar aber hat Schulze-Naumburg, als er 1930 von dem nationalsozialistischen thüringischen Volksbildungs-minister zum Direktor der Weimarer Bauhochschule berufen war, die letzte Erinnerung an das Bauhaus ausgelöscht, indem er Schlemmers Fresken in dem Werkstattgebäude der Schule übertünchen liess.
Heute erheben reaktionäre Heisssporne sogar die Forderung, das Gebäude, das Walter Gropius in Dessau für das Bauhaus geschaffen hat, niederzureissen! — aber man wird es sich wohl etwas länger überlegen, einen Millionenbau zu vernichten.
Hans Eckstein (1889–1985), Publizist und Kunsthistoriker. Quelle: Bibliothek ETH Zürich www.e-periodica.ch
HANNES MEYER
Die Geschichte muss vermerken, dass ein wichtiges Dokument deutschen Schaffens und zugleich eine Ausbildungsstätte von einer unvergleichlichen Eigenart vernichtet worden ist aus rein taktischen, partei-politischen Erwägungen.
Wilhelm Lotz, verantwortlicher Redakteur der Form. Quelle: Digitale Bibliothek der Universität Heidelberg
Das Bauhaus war eine Schule. Zahlreiche Autoren, nachdem sie diese Tatsache erwähnt haben, neigen dazu, sie zu vergessen. Wenn so viele Bäume gezählt werden, verschwindet der Wald. Man redet endlos über die Menschen, ihre Werke, ihre Vorfahren und Nachkommen, man zeigt das unvermeidliche konzentrische Schema des Studienganges, aber man ist sehr diskret über die Institution. [...] Es sieht so aus, als ob man sich sträuben würde, die gemeinen und unwichtigen Details des Lebens einer Lehranstalt wahrhaben zu wollen. Diese Verhalten bestärkt die Idee, dass es im Bauhaus ein Stück Wunder gäbe.
Der Schweizer Architekt und Max Bill-Schüler Claude Schnaidt (1931–2007), zum 1. Bauhaus-Kolloquium in Weimar, 1976.
Heute hielt ich mein erstes Kolleg, und es ereignete sich der ausserordentliche Fall, dass ich zwei Stunden frei mit den Leuten sprach.
Klee an seine Frau Lily, 1921
Im zweiten Semester, das heißt im ersten Werkstatt-Semester, begann der Unterricht bei Paul Klee und wurde im folgenden Semester fortgesetzt.
Klee redete sehr wenig.
Er zeichnete Skizzen an die Wandtafel und gab kurze Erläuterungen dazu. Wir kopierten diese Skizzen, die die Grundlage bildeten für Aufgaben, die wir dann zu Hause auszuführen hatten. In seiner Kritik bemühte sich Paul Klee immer, unsere Absichten zu verstehen, gab dazu kurze Anregungen und ermunterte uns, unsere Ideen weiter zu entwickeln. In seinem Unterricht behandelte er die Gesetzmäßigkeit der Fläche sowie die Beziehungen der Formen und Farben zueinander.
Für uns Weberinnen waren seine Ausführungen außerordentlich wichtig,
da sie uns halfen, das allzu Spielerische in unseren Entwürfen zu überwinden und strengere Kompositionen zu machen.
Wegen seiner oft allzu kurzen Erläuterungen hatten wir Mühe, die volle Bedeutung seiner Gedanken zu erfassen, und diese ging uns erst später bei der praktischen Berufsarbeit auf. Außer dem eigentlichen Unterricht fanden von Zeit zu Zeit Besprechungen der Weberinnen statt, bei denen unter Leitung von Klee die ausgeführten Stoffe kritisch betrachtet wurden.
Lena Meyer-Bergner, 1978
Quelle: Form + Zweck, 1979
form + zweck Bauhaus-Produktypologie – Posterbeilage zum 2. Bauhausheft 1979. Idee und Entwurf: Klaus-Jürgen Winkler, grafische Gestaltung: Hans-Jürgen Keßler. Quelle: Sächsische Landesbibliothek Dresden
BAUHAUS PRODUKTTYPOLOGIE
Diese Typologie gibt eine Übersicht über wichtige formgestalterische Produkte des Bauhauses. Sie sind chronologisch innerhalb der größeren Entwicklungsabschnitte des Bauhauses geordnet:
1919–1923 vorherrschend kunsthandwerkliche Produktion, Phase des Suchens und Experimentierens
1923–1925 Schaffung der Grundlagen für die industrielle Formgebung
1925–1928 Entfaltung der industriellen Formgestaltung in den Werkstätten
1928–1930 verstärkte wissenschaftlich-experimentelle Entwicklungsarbeit
1930–1933 Rückgang der Entwurfsarbeit für die Industrie; Einschränkung des Werkstattbetriebs
BAUHAUS DDR 1970er
form + zweck, »Fachzeitschrift für industrielle Formgestaltung« aus Ost-Berlin, veröffentlichte in den 1970er Jahren zwei Spezialausgaben zu Bauhaus Jubiläen.
Bauhaus Produkttypologie
Diese Typologie gibt eine Übersicht über wichtige formgestalterische Produkte des Bauhauses. Sie sind chronologisch innerhalb der größeren Entwicklungs-abschnitte des Bauhauses geordnet:
1919–1923 vorherrschend kunsthandwerkliche Produktion, Phase des Suchens und Experimentierens
1923–1925 Schaffung der Grundlagen für die industrielle Formgebung
1925–1928 Entfaltung der industriellen Formgestaltung in den Werkstätten
1928–1930 verstärkte wissenschaftlich-experimentelle Entwicklungsarbeit
1930–1933 Rückgang der Entwurfsarbeit für die Industrie; Einschränkung des Werkstattbetriebs
In Weimar aber hat Schulze-Naumburg, als er 1930 von dem nationalsozialistischen thüringischen Volksbildungsminister zum Direktor der Weimarer Bauhochschule berufen war, die letzte Erinnerung an das Bauhaus ausgelöscht, indem er Schlemmers Fresken in dem Werkstattgebäude der Schule übertünchen liess. Heute erheben reaktionäre Heisssporne sogar die Forderung, das Gebäude, das Walter Gropius in Dessau für das Bauhaus geschaffen hat, nieder zu reissen! — aber man wird es sich wohl etwas länger überlegen, einen Millionenbau zu vernichten.
Hans Eckstein, Publizist und Kunsthistoriker. Quelle: Bibliothek ETH Zürich e-periodica.ch
Joseph Ganter, Die Aufhebung des Bauhauses, aus: neue stadt, 1932. Quelle: Universitätsbibliothek Heidelberg
2. Bauhausheft 3–1979
60 Jahre Bauhaus Weimar
Die historischen Texte aus der Weimarer Zeit und die Erinnerungen der Bauhäusler sind empfehlenswerte Lektüre.
Im Heft gab es eine Beilage, in der die Formentwicklung der Produkte anschaulich illustriert wurde.
1. Bauhausheft 6–1976
50 Jahre Bauhaus Dessau
Der Titel erscheint zur Neueröffnung des Bauhaus-gebäudes. Mit Beiträgen von Selman Selmanagic, Claude Schnaidt oder Konrad Püschel. Mehr über Georg Muche und sein Werk, über das Stahlhaus in Dessau und über Hannes Meyer.
Das Werk: Architektur und Kunst –L'oeuvre: architecture et art, 55. 1968.
FRAUEN AM BAUHAUS: KARLA GROSCH
Karla Grosch (1904–1933): Die Autorin Seraina Graf gibt nicht nur Einblicke in das Leben der Tänzerin, Bauhaus-Lehrerin und Freundin der Familie Klee, sondern auch in die tragischen Umstände ihres frühen Todes.
Zwitscher Maschine No.5 2016 – Journal on Paul Klee, Paul Klee Zentrum Bern
form + zweck Bauhaus-Produktypologie – Posterbeilage zum 2. Bauhausheft 1979. Idee und Entwurf: Klaus-Jürgen Winkler, grafische Gestaltung: Hans-Jürgen Keßler. Quelle: Sächsische Landesbibliothek Dresden
STAATLICHES BAUHAUS IN WEIMAR 1919–1923
GLASMALEREI
Formmeister:
Paul Klee
Werkstattleitung: Josef Albers
work in progress
Texte in Grau: Zitat
Texte in Blau: eigene Worte
"
ob tapeten, ob stoffe: bauhaus 33!
bauhaus-tapeten und bauhaus-stoffe sind wegweiser des guten geschmacks. sie passen in jedes heim, sind zurückhaltend gemustert und beleben durch freundliche und harmonische farbtöne. qualität und preiswürdigkeit unübertroffen.
tapetenfabrik rasch bramsche
Paul Klee, Bildnerische Formlehre:
Die rote Spirale
Gropius präsentiert in der ersten internationalen Ausstellung im Rückblick nur »seine« Zeit am Bauhaus, eine sehr persönliche Sicht der Dinge. Die Werkschau im MoMA in New York wurde gemeinsam mit seiner Frau Ise und Herbert Bayer realisiert.
Die Titelgestaltung des Katalogs von Bayer basiert auf einem Foto von Erich Consemüller. Zu sehen ist die Aufführung »Das Gebäude als Bühne« von Oskar Schlemmer vor dem Bauhaus Dessau.
Karla Grosch, Sportschule S. Deutsch, Berlin, 1928, Fotograf: unbekannt. ©Zentrum Paul Klee, Bern
verbrennt mich, aber fordert die asche nicht zurück! die schlackenpietät ist eine halbe sache; weg damit!
es wäre schön, wenn alle meine freunde und freundinnen der gegenwart und vergangenheit ein bisschen später zusammen kämen zu einem fest à la bauhaus – trinkend, lachend, liebend.
ich mache dann sicher mit – mehr als im leben!
es ist fruchtbarer als grabreden!
Ise, die ich am meisten geliebt habe, bitte ordne und verwalte meinen geistigen nachlass, soweit materielles vorhanden ist, handle nach deinem ermessen!
denk an Ati, die ich liebe! (juni 1948)
verbrennt mich, aber fordert die asche nicht zurück!
die schlackenpietät ist eine halbe sache; weg damit!
es wäre schön, wenn alle meine freunde und freundinnen der gegenwart und vergangenheit
ein bisschen später zusammen kämen zu einem fest à la bauhaus – trinkend, lachend, liebend.
es ist fruchtbarer als grabreden!
denk an Ati, die ich liebe! (juni 48)
”
Ich habe eine kindliche Freude wenn ich fühle, wie ich meinen Körper in der Gewalt habe, wie ich Forderungen an ihn stellen kann, wie er nachgibt, funktioniert, und ich kann mich ganz in seinen Leistungsmöglichkeiten verlieren.
Das Bauhaus erstrebt die Sammlung alles künstlerischen Schaffens zur Einheit, die Wiedervereinigung aller werkkünstlerischen Disziplinen – Bildhauerei, Malerei, Kunstgewerbe und Handwerk – zu einer neuen Baukunst als deren unab-lösliche Bestandteile. Das letzte, wenn auch ferne Ziel des Bauhauses ist das Einheitskunstwerk – der große Bau, – in dem es keine Grenze gibt zwischen monumentaler und dekorativer Kunst.
Aus der ersten Selbstdar-stellung des Bauhauses mit dem richtungweisenden Programm, unterzeichnet vom Direktor Walter Gropius. Auf dem Titel des 4-seitigen Faltblatts ist der Holzschnitt »Kathedrale« von Lionel Feininger zu sehen.
FRAUEN AM BAUHAUS
KARLA GROSCH
BAUHAUS MANIFEST 1919
Karla Grosch, Sportschule S. Deutsch, Berlin, 1928, Fotograf: unbekannt. Schenkung Familie Klee © Zentrum Paul Klee, Bern
Paul und Lily Klee, Gret Palucca, Herbert Trantow, Karla Grosch, 1927. Fotograf: Felix Klee. Zentrum Paul Klee, Bern © Klee-Nachlassverwaltung
Ich habe eine kindliche Freude wenn ich fühle, wie ich meinen Körper in der Gewalt habe, wie ich Forderungen an ihn stellen kann, wie er nachgibt, funktioniert, und ich kann mich ganz in seinen
Leistungsmöglichkeiten verlieren.
Karla Grosch (1904–1933):
Die Autorin Seraina Graf gibt nicht nur Einblicke in das Leben der Tänzerin, Bauhaus-Lehrerin und Freundin der Familie Klee, sondern auch in die tragischen Umstände ihres frühen Todes.
Zwitscher Maschine No.5 2016 – Journal on Paul Klee, Paul Klee Zentrum Bern
Paul und Lily Klee, Gret Palucca, Herbert Trantow, Karla Grosch, 1927. Fotograf: Felix Klee. Zentrum Paul Klee, Bern © Klee-Nachlassverwaltung
VON MEYER ZU MIES 1930
3900 lose Manuskriptseiten, Klee ordnete sie wohl 1928. Quelle: Zentrum Paul Klee
DIE BAUHAUS ZEITSCHRIFT 1925–1931
BAUHAUS MANIFEST 1919
Das Bauhaus erstrebt die Sammlung alles künstlerischen Schaffens zur Einheit, die Wiedervereinigung aller werkkünstlerischen Disziplinen – Bildhauerei, Malerei, Kunstgewerbe und Handwerk – zu einer neuen Baukunst als deren unablösliche Bestandteile. Das letzte, wenn auch ferne Ziel des Bauhauses ist das Einheitskunstwerk – der große Bau, – in dem es keine Grenze gibt zwischen monumentaler und dekorativer Kunst.
Aus der ersten Selbstdarstellung des Bauhauses mit dem richtungweisenden Programm, unterzeichnet von Walter Gropius im April 1919. Auf der Vorderseite des 4-seitigen Faltblatts ist der Holzschnitt »Kathedrale« von Lyonel Feininger abgebildet.
PDF (24 MB) via monoskop.org
more to see on my blog
ob tapeten, ob stoffe: bauhaus 33!
bauhaus-tapeten und bauhaus-stoffe sind wegweiser des guten geschmacks. sie passen in jedes heim, sind zurückhaltend gemustert und beleben durch freundliche und harmonische farbtöne. qualität und preiswürdigkeit unübertroffen. tapetenfabrik rasch , bramsche und baumgärtel, vogtland.
more to see on facebook
more to see on facebook
more to see on my blog
mein persönlicher beitrag zu #bauhaus100 und darüber hinaus: (fast) alle bauhausbücher und bauhaus zeitschriften in einem virtuellen bücherregal – mit der möglichkeit, die quellen für die private nutzung herunterzuladen und selbst in betracht zu nehmen. dazu beiträge von bauhäuslern und zeitzeugen oder anderer content im kontext.
angenehme lektüre wünscht andrea riegel
STEINBILDHAUEREI
Formmeister:
Oskar Schlemmer
Technischer Meister: Josef Hartwig
WERKSTÄTTEN
Nach dreieinhalbjährigem Bestehen rief das staatliche Bauhaus zu Weimar die Zeitgenossen, um seine Existenzberechtigung durch sein Wollen und seine Leistung auszuweisen.
Achtung ist ihm im vornherein gesichert, denn es bedeutet mehr als gewöhnliche Triebkraft im heutigen, ganz von der Not des Augenblicks aufgesogenen Deutschland, trotz karger Unterstützungen, trotz des billigen Gelächters oder böswilliger Angriffe der Rückwärtssehenden, und, nicht zuletzt, trotz der individualistischen Komplikationen im eigenen Schoss, unbeirrt nach den neuen Grundlagen der Formung zu suchen, die unumgänglich sind, soll einmal eine Versöhnung der künstlerischen Triebe im Menschen mit der Industrie erfolgen. […]
Das Bauhaus will auf ganz breiter Front die formschaffenden Gebiete in sich schliessen, von der Druckerei, Weberei, Keramik bis zur Bühnentechnik, Malerei, Plastik und Architektur. Es verlangt von jedem Schüler handwerkliche Tätigkeit und Ablegung der öffentlichen Gesellenprüfung, wie sie vom gewöhnlichen Lehrling gefordert wird. Das Bauhaus will gar nicht Handwerker ausbilden, sondern schöpferische Auslese, allein diese schöpferisch Begabten sollen von Anfang an das Material selbst in Händen haben und dienen, wie jeder Handwerker dient.
BAUHAUS UND BAUHAUSWOCHE WEIMAR
Sigfried (Siegfried) Giedion (1888–1968), Architekturhistoriker, Freund und Begleiter des Bauhauses, Mitgründer von CIAM und Wohnbedarf AG in Zürich, Autor von »Raum, Zeit und Architektur« 1941
”
Herbert Bayer, form, 1928.
Moholy-Nagy, Werbefaltblatt für das Bauhaus Dessau, 1925–1928. ©The Moholy-Nagy Foundation
”
”
”
”
”
”
UNTERRICHT
BEI KLEE
”
”
”
”
”
der download der medien darf nur zur privaten nutzung erfolgen.
STEIN-BILDHAUEREI
Formmeister:
Oskar Schlemmer
Technischer Meister: Josef Hartwig
HOLZ-BILDHAUEREI
Formmeister:
Oskar Schlemmer
Technischer Meister:
Josef Hartwig
TÖPFEREI
Formmeister:
Gerhard Marcks
Technischer Meister:
Max Krehan
Hannes Meyer teilt mit:
»Der bisherige Direktor des Bauhauses Dessau, Architekt Hannes Meyer (welcher wegen seiner marxistischen Gesinnung vom Dessauer Magistrat durch fristlose Entlassung gemaßregelt wurde), ist von der Sowjetregierung nach Moskau berufen worden in die Zentral-Organisation des technisch-industriellen Nachwuchses GLAWPROMKAD.« […]
Das Bauhaus teilt mit: »Der Lehrkörper des Bauhauses hat in seiner Sitzung am 9. September 1930, an der sämtliche Professoren und hauptamtliche Lehrer teilnahmen, zu dem Wechsel in der Leitung des Instituts Stellung genommen und einstimmig folgenden Entschluss gefasst: In voller Würdigung der Persönlichkeit und der von bestem Wollen getragenen Arbeit des bisherigen Bauhausleiters Hannes Meyer erkennen die Meister an, dass die Entwicklung der Verhältnisse innerhalb des Bauhauses im Interesse der Erhaltung und der gedeihlichen Weiterentwicklung des Instituts einen Wechsel in der Leitung erforderlich machte. Sie sprechen einmütig dem neuen Leiter des Bauhauses, Mies van der Rohe, ihr Vertrauen aus und sind überzeugt, dass unter ihm dem Institut eine fachliche und ersprießliche Arbeit ermöglicht werden wird.«
!
Die Werkstätten selbst sollen keine Versuchslaboratorien sein, sondern wirtschaftlich produktiv arbeiten, tatsächliche Aufträge ausführen. So braucht der Lernende das Material nicht zu kaufen, während andererseits das Bauhaus das erste Verfügungsrecht über die Arbeiten hat. Es ist sogar nach einiger Zeit Möglichkeit geboten, sich durch eigene Arbeit selbst zu erhalten. Mit der Geniezüchtung der alten Akademie, die aus der krampfhaften Individualitätssucht jedes Zöglings zu erklären ist, soll endgültig aufgeräumt werden. An Stelle der individuellen Formauffassung soll der Schüler die Grundelemente, die im Verhältnis der Farben zueinander, im Ausdruck lapidarer Formen liegen, erkennen lernen.
So zeigt die Ausstellung den Lehrgang systematisch aufgereiht, den Klee in der Bedeutung der Form und Kandinsky in der Untersuchung der Farbwerte erteilt. Wollte man neue Grundlagen, so musste man einmal ganz von vorn anfangen und versuchen, dem Material selbst seine Gesetze abzulauschen. Aus diesen Grundelementen und mit ihnen entstehe die schöpferische Gestaltung.
Sigfried Giedion
BILDNERISCHE GESTALTUNGSLEHRE
“
Das Bauhaus war eine Schule. Zahlreiche Autoren, nachdem sie diese Tatsache erwähnt haben, neigen dann dazu, sie zu vergessen. Wenn so viele Bäume gezählt werden, verschwindet der Wald. Man redet endlos über die Menschen, ihre Werke, ihre Vorfahren und Nachkommen, man zeigt das unvermeidliche konzentrische Schema des Studienganges, aber man ist sehr diskret über die Institution. [...] Es sieht so aus, als ob man sich sträuben würde, die gemeinen und unwichtigen Details des Lebens einer Lehranstalt wahrhaben zu wollen. Diese Verhalten bestärkt die Idee, dass es im Bauhaus ein Stück Wunder gäbe.
Der Schweizer Architekt und Max Bill-Schüler Claude Schnaidt (1931–2007) zum 1.Bauhaus-Kolloquium in Weimar, 1976. Quelle: Deutsche Nationalbibliothek
Design: Herbert Bayer. Aus: Das neue Frankfurt, 1928
”
BILDNERISCHE FORMLEHRE
Notizen aus dem Unterricht in Weimar
BAUHAUS QUELLEN ZUM DOWNLOAD
bauhaus
bookshelf
UNTERRICHT BEI KLEE
Im zweiten Semester, das heißt im ersten Werkstattsemester, begann der Unterricht bei Paul Klee und wurde auch im folgenden Semester fortgesetzt. Klee redete sehr wenig.
Er zeichnete Skizzen an die Wandtafel und gab kurze Erläuterungen dazu. Wir kopierten diese Skizzen, die die Grundlage bildeten für Aufgaben, die wir dann zu Hause auszuführen hatten. In seiner Kritik bemühte sich Paul Klee immer, unsere Absichten zu verstehen, gab dazu kurze Anregungen und ermunterte uns, unsere Ideen weiterzuentwickeln. In seinem Unterricht behandelte er die Gesetzmäßigkeit der Fläche sowie die Beziehungen der Formen und Farben zueinander.
Für uns Weberinnen waren seine Ausführungen außerordentlich wichtig, da sie uns halfen, das allzu Spielerische in unseren Entwürfen zu überwinden und strengere Kompositionen zu machen.
Wegen seiner oft allzu kurzen Erläuterungen hatten wir Mühe, die volle Bedeutung seiner Gedanken zu erfassen, und diese ging uns erst später bei der praktischen Berufsarbeit auf. Außer dem eigentlichen Unterricht fanden von Zeit zu Zeit Besprechungen der Weberinnen statt, bei denen unter Leitung von Klee die ausgeführten Stoffe kritisch betrachtet wurden.
Lena Meyer-Bergner, 1978
Quelle: form + zweck, 1979
”
Georg Muche (1895–1987), der im Jahr 1920 von Walter Gropius als Meister der Holzschnitzerei an das Bauhaus Weimar berufen wurde und später in Dessau die Weberei leitete, schreibt in seiner Biografie aus dem Jahr 1961 über Dada, über die Galerie »Der Sturm« und seine Zeit am Bauhaus.
BLICKPUNKT
Download via Digitale Bibliothek Universität Heidelberg
der download der medien darf nur zur privaten nutzung erfolgen